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Dienstag, 29. Mai 2007

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Wolfgang aus Greifswald - #1 - 30.05.2007 09:40 - (Antwort)

Meine liebe Mari, da hast Du ja zu Pfingsten ein Thema aufs Tapet gehoben. Und was das Ausüben des Lehrerberufs angeht, schließe ich mich der Meinung meiner Vorrednerinnen an. Aber ich frage mich natürlich auch, was ist die Ursache für ihr Trinken? Und wer fängt diese Frau auf, trägt mit ihr das Kreuz? Es ist ein verdammt schweres Kreuz, wo sie eine gute Freundin braucht, es zu tragen. Die, mit denen sie vielleicht an der Kaufhalle steht und billigen Klaren trinkt sind bestimmt keine Freundinnen. Und so hoffe ich, daß vielleicht Du die Freundin für sie sein kannst, vorausgesetzt, daß sie schon gewillt ist, eine Kursänderung vorzunehmen. Leider ist es so, daß die Alkoholkranken ja noch lange Zeit von sich glauben, das Problem im Griff zu haben , selbst wenn alle in ihrem Umfeld sehen, daß es nicht so ist. Ich selbst habe erleben müssen, wie sich mein Vater zum Zwerg soff und sein Umfeld damit ziemlich ins Elend riß. Wen der nach Hause kam hab ich mich schnell zurückgezogen – nur nicht auffallen und irgendwie Anlaß zur Eskalation bieten. Er war, wenn er „einen im Turm“ hatte, völlig unberechenbar. Es ist schon ziemlich schlimm, wenn man als 5-jähriges Kind den Anblick abgewohnten Mobiliars, zerschlissener Teppiche und herumstehender leerer Bier- und Schnapsflaschen als ganz normal empfindet, wenn es normal ist, wenn der Vater beim Abendbrot ganz selbstverständlich braunen Schnaps in seinen Tee gießt. Als der starb(ich war 11), war es für mich kein Verlust sondern eine Befreiung und ich habe mit dem Manne noch heute nicht meinen Frieden machen können, war auch noch nie an seinem Grab. Und ich kann jeden verstehen, der eine Partnerschaft mit einem Trinker beendet, wie es die Ulrike getan hat. Die Szenen, wenn der Alte im Suff komplett aus dem Ruder läuft, habe ich auch erleben müssen und es ist einfach auch eine Frage des Selbstschutzes, wenn dann das sprichwörtliche Heil in der Flucht gesucht werden muß. Wenn dann jemand von draußen Vorwürfe macht von wegen „in guten wie auch in schlechten Zeiten zusammenhalten“ der hat keine Ahnung, was in Trinker- Haushalten so abgeht. Ganz empfindlich reagiere auch ich auf Gastgeber, die ihre eigentlich nicht trinken wollenden Gäste zum Alkoholgenuß überreden wollen. Bin auch selbst ganz vorsichtig im Umgang mit dem Alkohol, den ich zwar auch in Form zweier guter Whiskies (Talisker und Laphroaig) im Haus habe, die aber wirklich als Genuß da sind wenn ich mal Besuch habe, der den Whisky auch so definiert. In meinem Umfeld ist es gottlob so, daß niemand schräg angeschaut wird, wenn er oder sie Apfelschorle, Ginger-Ale oder sonstwas ohne Alkohol trinkt und das ist gut so. Eine Situation will ich noch erzählen, die ich im Dienst erlebt habe. Zu mir kommen regelmäßig Pfarrerinnen und Pfarrer um Morgenandachten fürs Radio aufzusprechen. Unter ihnen war eines Tages auch ein ziemlich hoher katholischer Würdenträger der Stadt, der eine mächtige Standarte hatte. Er hatte eine ganz harte Ansprache und ich hatte mit ihm lange zu tun, bis er die Texte ein bißchen moderater vortragen konnte. Wir haben es hingekriegt, es hörte sich letztendlich ganz gut an und beim Gehen sagte ich ihm: Herr P***, Sie haben ein Problem. Ich werde für Sie beten, auch dafür, daß Sie jemanden finden, der mit Ihnen das Kreuz trägt. Der Blick, den ich erntete, war ein dankbarer. So gibt es bestimmt viele, die an der Spitze einer Institution stehen, dort erfahren müssen, was „Einsame Spitze“ eigentlich bedeutet und niemanden im eigenen Laden mehr haben, der mit ihnen mal Klartext redet. Das bringt ihnen die Position als Chef, daß die Unterstellten es eben nicht mehr tun, obwohl alle es sehen. So ein Anstoß muß dann von außen kommen, wo ich dann wieder bei Deiner Freundin K. bin, der Du, wie Witha sagt, verbal eine reinhauen mußt, wenn Du es kannst, was ich hoffe. So, nun wünsche ich Dir einen schönen Tag. LGr aus der gestern abend kräftig vom Gewitter durchgerüttelten Stadt am Meer(war mit’m Rad unterwegs und naß wie eine gebadete Ratte)vom Wolfgang, der gestern abend keine Kraft zum Schreiben mehr hatte.

Mari an Wolfgang - #1.1 - 31.05.2007 06:11 - (Antwort)

Mein lieber Wolfgang, ja ich weiß, es ist schwere Kost für Feietage, es ist überhaupt schwer aus der Anonymität heraus etwas anzusprechen und dabei niemanden zu verletzen. Manch einer hat sein Päckchen dabei zu tragen und jeder sieht die Dinge anders. Warum ich nicht trinke kann ich eigentlich mit einfachen Sätzen sagen: Jeder Wein schmeckt mir wie verdorbener Saft, ich werde nicht lustig wenn ich trinke, sondern ganz leise, ich habe das Gefühl meine Gesichtszüge entgleisen und es geht mir nicht gut damit. Ich kann dieses Gefühl "sich gehen lassen" nicht ertragen ... und ich habe diese Schwelle niemals überschritten. So einfach ist das zu erklären, warum das aber so ist, das weiß ich nicht. Vielleicht ist in meinem Gehirn ein Selbstschutzmechanismus eingebaut. Betrunkene Menschen sind mir unangenehm und ich ziehe mich zurück. Ich vermeide jede Art von Diskussionen mit ihnen und versuche aus dem Weg zu gehen. Ich habe außer dieser einen Begegnung im Kinderwagen, von der ich erzählt habe, persönlich nie schlechte Erfahrungen gemacht. Aber nach wie vor kann ich nicht sagen an was das nun liegt, es ist einfach so. Ich danke dir für dein offenes Wort, für deine Zeilen...

Ulrike - #2 - 30.05.2007 11:54 - (Antwort)

Liebe Mari, eigentlich wollte ich nichts mehr zu diesem Thema schreiben. Aber es geht nicht. Weil ich den Kommentar von Klaus - dessen Kommentare ich hier immer sehr gern lese und oft unterschreiben könnte - nicht so ganz verstehe. Weil: ich kann doch nicht für alles und jedes die Verantwortung dem Staat zuschieben. Auch wenn der Steuern erhebt und z. B. am Trinken und Rauchen kräftig verdient ...Das tut er z. B. beim Salzen auch. Und kein Mensch kommt deswegen auf die Idee, nun kiloweise Salz in sich hinein zu schütten. Oder sinnlos mit dem Auto durch die Gegend zu gurken, weil auch da kräftig versteuert wird. Nein, ob und wann und weshalb ich trinke, das entscheide ich!!! Und jeder Trinker entscheidet jeden Tag aufs Neue für sich, dass er trinken will. Suchten sind zwar Krebsgeschüre der Gesellschaft - aber sie sind für die Betroffenen keine von irgendwem anders zu verantwortenden Krankheiten. Sich selbst und seinen eigenen Problemen stellen, ist hier mehr die Lösung als der Ruf nach dem Staat ... Mit besten Grüßen von Ulrike (die ohnehin findet, dass in unserem Land viel zu viel reglementiert wird ...)

Mari an Ulrike - #2.1 - 31.05.2007 06:36 - (Antwort)

Liebe Ulrike, in unserem täglichen Dasein begegnen wir unterschiedlichen Gedanken. Es ist dabei jedem selber überlassen mit diesen Themen umzugehen. Ich weiß, auch Klaus hat versucht Gründe zu finden und Ursachen zu erklären und ich glaube er hat nicht ganz Unrecht. Aber kämen wir z.b. mit einer Alkoholprohibition wirklich weiter? Während der Alkoholprohibition in Finnland und in den USA (1919-1932), wo der Handel und Konsum von Alkohol per Gesetz verboten war, stieg die Verbrechensraten in den USA für Raub, Diebstahl und Mord seit Beginn bis Mitte der 1920er Jahre kontinuierlich an und sank nach 1933 wieder drastisch. In der Wikipedia habe ich gelesen das seit dem UNO-Beschluss über die Single Convention on Narcotic Drugs von 1961 alle harten Drogen und bestimmte weiche Drogen der weltweiten Prohibition unterliegen. Ausgenommen ist der Genuss von Nikotin und Alkohol, die den Giften zugerechnet werden. Also muss jeder Mensch der raucht oder Alkohol zu sich nimmt, wissen, das er Gifte seinem Körper zu führt. Es ist wie mit der Schokolade, schließe ich sie weg und teile sie meinem Kind nur zu, dann hat es einen Heishunger darauf und wird versuchen immer und immer wieder diese Schranke zu umgehen. Stelle ich sie aber hin und das Kind kann sich bedienen, dann unterliegt es keinem Zwang und wird nur nach Bedarf nach den Süßigkeiten greifen. Ich erkläre ihm dabei welchen Schaden es anrichten kann und setze auf die Vernunft die jedem von uns irgendwie inne wohnt. Ich denke mehr Aufklärung über das Thema Alkohl wäre von Staatswegen schon wichtig. Bei Zigaretten geht es ja auch. Was will ich nun eigentlich sagen? Ich wollte mit diesem Artikel unterschiedliche Meinungen sammeln und freue mich über die Diskussion, die dabei entstanden ist.


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