Die Zeit ist hin
Die Zeit ist hin, du löst dich unbewußt.
Und leise mehr und mehr aus meiner Brust.
Ich suchte dich mit sanftem Druck zu fassen,
doch fühl' ich wohl, ich muss dich gehen lassen.
So lass' mich denn, bevor du weit von mir
ins neue Leben gehst, ganz leise danken dir.
Und magst du nie, was rettungslos vergangen,
in schlummerlosen Nächten heimverlangen.
Hier steh' ich nun und schaue bang zurück,
vorüber rinnt auch dieser schmerzvolle Augenblick.
Und wie viele Stunden sind noch dir und mir gegeben,
wir werden keine mehr davon zusammen leben.
Lebe wohl !- du fühlest nicht, was heisst dies Wort der Schmerzen,
mit getrostem Angesicht, sagtest du's und leichtem Herzen.
Lebe wohl! - ach tausendmal hab ich mir es vorgesprochen
und in nimmersatter Qual mir das Herz damit gebrochen!
Theodor Storm
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