Na da will ich es mal tun.
Ich hatte Marion schon in München versprochen, von meinem Prinzip abzuweichen und doch mal ein paar Sätze zu Springsteen zu schreiben.
Ich muß zugeben, nicht der typische Springsteen-Fan zu sein und da wir ja schon mal in Köln ein Konzert erlebt hatten, wo ich gedacht und gesagt habe: Naja., bin ich mit keinen großen Erwartungen reingegangen.
Was ein richtiger Künstler ist, der läßt seine Fangemeinde ja auch gern mal etwas auf sich warten. Da macht auch der Herr Springstein keine Ausnahme. Wir konnten uns glücklich schätzen, das der Heilsbringer schon nach einer dreiviertel Stunde Verspätung ins Stadion rollte und sich bei der Einfahrt schon mal bejubeln ließ.
Zugegeben, es dauerte nur noch zwei Minuten und dann hauten die Musiker in ihre Instrumente... und mir lief es kalt den Rücken runter.
Trotz bester Plätze im Mittelareal kam ein schauriges Kratzschen über die Boxen. Das hatten wir schon in Köln erlebt. Da stimmt auch nicht mal die Lautstärke.
Marion hatte sich nach vorn gekämpft, wie es sich für einen HardcoreFan gehört, und als Sie mal nach mir schaute, haben wir uns auch darüber ausgetauscht.
Sie stand mitten in der Masse vor der Bühne, im zweiten Innercircle, und mußte zugeben, daß die Klangqualität da vorn gut, aber auf meiner Höhe bescheiden war. Ich bin dann mal von rechts nach links gewandelt, überall das gleiche.
Bis dahin hatte ich gedacht, bei unserem Kölner Konzert haben wir nur Pech gehabt. Nun denke ich, da steckt System dahinter.
Von der Akustik gehören die Bruce-Konzerte zu den grottenschlechtesten, die ich erlebt habe.
So angetan konnte ich mich natürlich entspannt auf das Bühnengeschehen konzentrieren.
Mit andauernder Länge fühlte ich mich dann auch in eine Veranstaltung, wie soll ich's sagen, nach amerikanischer Heilsbringer-Art versetzt.
Bruce läßt sich feiern:
Dazu stimmt er: "We love.... Bruuuuuce" 5 Minuten lang selber an.
Andere lassen in dieser Zeit mal Ihre Mitstreiten auf der Bühne ran und sich mal über ein Solo profilieren. Bruce braucht diese Zeit zur Selbstvermarktung.
Oder, wenn er mal nicht singt und auf der Gitarre rumhämmert und das kam auch vor..., bringt er uns in Selbstgesprächen seine Lebensweisheiten und -gedanken näher.
"Gott schaut und zu" und "Hört in den Himmel" sind da noch die harmlosen Teile davon. Interessant dabei, wie die weiter vorn Stehenden andächtig zuhören. Eigentlich fehlt zwischendurch nur das Haleluja!. Muß ich zugeben, hat mir gefehlt. Bei einem Blick über die Schulter auf die Ränge, sah ich da eine gelangweilte Masse, da hab ich gedacht, hier finden zwei Parallel-Veranstaltungen statt.
Mein Fazit aus der ganzen Veranstaltung: Das letzte Mal, das ich Geld für Springsteen ausgegeben habe.
Nichts dagegen zu sagen, daß er wirklich 2 und eine halbe Stunden ohne Pause auf der Bühne präsent ist.
Aber dafür spielt er was er will und nicht, was die Besucher hören wollen. Klar kennen die aus den ersten zehn Reihen vor der Bühne sein gesamtes künstlerisches Schaffen und können jeden Ton mitsingen. Die neueren Lieder sind für mich aber nur ein Abklatsch seiner Stücke aus den 70- und 80-ger Jahren. Und davon war wenig zu hören.
Und, wenn ich bekehrt werden will, gehe ich bestimmt auch nicht zu einem Rockkonzert.
Bestimmt habe ich einiges bereits erfolgreich verdrängt. Vielleicht fällt es mir bei Gelegenheit wieder ein.
Ich persönlich würde keinem die Empfehlung aussprechen: "Bruce Spingsteen - Mußt Du gesehen haben."
Forget it.
Andi
Kommentare