Montag, 23. Juli 2012
Netiquette gesucht
Als ich 1998 mit dem Internet begann, lernte ich als erstes sowas wie Netiquette , also die Etikette des Netzes kennen, was ist gutes Benehmen im Internet? Was darf man, was lässt man lieber ... Wie geh ich mit meinem gegenüber um ...
Ich weiß gar nicht, ob es heute so etwas überhaupt noch gibt. Ich glaube eher, heute benimmt sich im Netz jeder so, wie er es auch im wahren Leben tun würde, so eben, wie er erzogen ist - es kommt dabei immer darauf an, wie schnell man durch seine Kinderstube gerannt ist - es sei denn er benutzt das Netz um in eine andere Identität zu schlüpfen und so zu tun als ob ...
Da schreibt Franz* bei Facebook wie dumm sein Lehrer ist, dann gibt es Karla*, die kopiert mal schnell die Bilder von Hans* und gibt sie als ihre eigenen aus ... und Steffen* erzählt was ihn gerade sehr bewegt ... Nein, nicht sein eigenes Leben, sondern das Leben und Leid seiner Nachbarn ..., denn das ist ja viel interessanter und er drückt auf die Tränendrüsen und lässt sich bemitleiden, ach wie er leidet ...
Mein Gott, für mich gibt es irgendwie ein ungeschriebenes Gesetz, welches mir sagt, es gibt gewisse Dinge, die gehören einfach nicht ins Internet, über die schreibe ich nicht, weil ich damit in die Privatsphäre eines anderen eingreife.
Genauso ist es für mich ein absolutes No-go die Ideen anderer zu kopieren ..., ich frage vielleicht mal einen Fotografen an, wie hast du das Foto geschossen, um dazu zu lernen, aber ich fange nicht an, irgendjemanden zu kopieren ...
Das alles hat gerade für mich sowas wie Journalismus der üblen Art, Hauptsache, ich habe viele Klicks und viele Kommentare? Hauptsache viele werden meine Freunde? "Meine Freunde" schon dieser Begriff ist doch völlig hirnrissig, oder? Meine Freunde suche ich mir Life in meinem Leben aus, die habe ich, die verlassen mich oder ich lerne neue kennen, aber eigentlich bleiben am Ende nur die, die auch wirklich wahre Freunde sind .... Und nein, sie sind nicht meine Freunde weil sie mir tausend Kommentare geschrieben haben oder auf "gefällt mir" klicken ...
Ja das musste heute mal raus, auch wenn ich mir damit keine neuen online-Freunde schaffen werde ... Aber ich habe mal wieder meinem Herzen geholfen und einem Magengeschwür vorgebeugt ... ;)
* Namen durch Redaktion geändert - Ähnlichkeit mit lebenden Personen war nicht vermeidbar.
worte...
manchmal...
einfach so dahingeschrieben...
worte
manchmal mit sinn
und manchmal auch lügen...
worte
manchmal ganz leise und
manchmal sehr laut... worte
muss manchmal
nach ihnen suchen
und habe manchmal...
durch ein wort alles verbaut...
Mari
Kommentare (4) | Trackbacks (0) | Top Exits (0)
Georg - #2 - 25.07.2012 00:13 - (Antwort)
Liebe Mari, ein interessanter Gedanke. Ich glaube, was das Internet „früher“ war, ist eher vergleichbar mit einem Club, Verein oder zumindest einem Hobby, bei dem „ungeschriebene Gesetze“ gelten. Heute ist das Internet vergleichbar mit dem realen Leben. Innerhalb des Lebens gibt es dann diese Clubs, Vereine oder Hobbys. Im allgemeinen Leben kannst du Freundlichkeit auch nicht einfordern, innerhalb eines Vereines aber schon. So einfach ist es, glaube ich. Ich selber habe früher (ab 1998) im Gegensatz zu dir die Netiquette als absurd wahrgenommen, hatte mich immer gefragt, wer sie denn vorschreibt. Darauf bekam ich niemals eine zufriedenstellende Antwort. Vor 1998 war das Internet ja ein feiner Club elitärer Technik-Freaks und lebensverhinderter Designer. Ich erinnere mich noch, wie viele im Leben Menschen mangels realem Beruf den Beruf den eines „Webdesigners“ angaben. Gottlob ist das mittlerweile überwunden. Mari, du wirst schlicht und ergreifend alt und siehst, dass sich die Welt verändert, ohne dich vorher gefragt zu haben. Das muss ich auch immer wieder aufs Neue lernen - und dabei akzeptieren, dass ich selber keine Wertungen vorzunehmen habe. Was schlechter uns erscheint, ist vielleicht besser für andere Generationen. Hach ja melancholischerSeufzer
Wolfgang aus Greifswald - #3 - 25.07.2012 06:30 - (Antwort)
Ja liebe Mari, das Internet ist ein recht genaues Spiegelbild der Gesellschaft, es ist mittlerweile ein riesengroßer MarktPlatz für alles Mögliche und eben auch alles Unmögliche. Mittlerweile müssen wir viel viel vorsichtiger sein, wenn wir via Computer die Nase in die Weiten der Welt , der NetzWelt halten als noch vor zehn Jahren. Da "draußen" tummeln sich Abzocker, AbmahnAnwälte, Teppichhändler und alle möglichen fiesen ZeitGenossen, die alle ja nur unser Bestes wollen. "Freunde" per MausKlick - das halte ich auch für schwer übertrieben aber trotzdem verdanke ich den Kontakt zu mir ganz lieben Menschen auch dem Internet und dafür bin ich sehr dankbar. Das Netz wird sich weiter und weiter entwickeln. Ob es uns dabei immer und überall "mitnimmt" werden wir sehen. Es steht uns ja frei, die eine oder andere Richtung zu meiden. Wir können ja wenn wir dereinst wollen auch einfach gehen, die Internet-Tür ganz leise hinter uns schließen und "die da draußen machen lassen" Aber wollen wir das? Ich werde weiterhin ganz vorsichtig sein, wenn ich die "Tür" aufmache und ich lasse sie auch tageweise zu. Sei ganz lieb gegrüßt vom Wolfgang aus der schönsten Hansestadt am Ryck.
peter - #4 - 25.07.2012 18:08 - (Antwort)
Liebe mari, ... 1000 Kommentare, da müßte ich schon noch eifrig und viele Jahre schreiben. Ich denke einfach an unsere Kaffeestunde mit Blick auf den See und freue mich bei dir im Tb zu lesen, hoffentlich als ein Freund
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