Mittwoch, 12. April 2006
Hast du einen Knall?
Ein toller Satz, aber was bedeutet er eigentlich?
- Hast du einen Knall? - Redensartlich hat, wer Unsinniges oder Abgedrehters unternimmt oder sonst wirr handelt, "einen Knall".
Ein Exzentriker (aus dem Lateinischen ex centro, außerhalb des Mittelpunktes) ist eine Person, die deutlich von der sozialen Norm abweicht. Hier gibt es hier zahlreiche absprechende Redensarten: "Jemand hat einen Knall - eine Meise - eine Macke - einen Spleen" usw.
- Hast du eine Meise? - redensartlich jemand, der einen Hack (einen Knall, eine Macke) hat, etwas verrückt ist.
- Ist das koscher? - Der Begriff "koscher" kommt aus dem Hebräischen und bedeutet soviel wie "rein", "tauglich" oder auch "geeignet". "T'refah" ist das Gegenteil und bedeutet "unrein", auch im Zusammenhang mit den jüdischen Speisegesetzen.
- Die Kälte ficht ihn nicht an. - bedeutet so viel wie sie greift ihn nicht an ...
Schickt mir doch mal eure umgangssprachlichen Redewendungen, es ist bestimmt interessant zu lesen wie in anderen Regionen gesprochen wird...
Nachtrag um 18:00 Uhr
Da werde ich doch gleich mal eure Beiträge hier mit einfügen, damit es eine kleine Redewendung-Sammlung wird...
Wolfgang aus der schönsten Hansestadt am Ryck schreibt:
Wir benutzen in der deutschen Sprache viele Begriffe, die hebräischen oder auch jiddischen Ursprungs sind:
- Wenn jemand "einen an der Waffel hat" dann ist er z. B. meschugge(jidd.).
- "Malochen" ist hebräisch und heißt eigentlich nur "Arbeiten", Werkstatt heißt im Hebräischen "Beit M'lochah", wörtlich übersetzt Haus der Arbeit.
- "Tohuwabohu", ein Begriff, der fälschlicherweise für Durcheinander und Chaos verwendet wird, steht in der Torah im Ersten Buch Mose im ersten Satz und bedeutet "wüst und leer", was die Erde am Anfang noch war, als Gott sie erschaffen hatte.
- Mal sehen, wer noch was weiß zum Thema und ein bißchen "Butter bei die Fische geben" kann, svw. klare Fakten präsentieren kann oder "tacheles" (hebr.) redet.
Ulrike schreibt:
- Hast du eine an der Waffel? - das war im Norden so unser Spruch. Warum nun Waffel für Kopf??? Ich weiß nicht, vielleicht, weil auch weich gg
- Oder "dich hat wohl ein Affe gebissen" - wenn eine Idee eben so unmöglich ist wie die Chance, von unseren nächsten Verwandten angegriffen zu werden.
- Und wenn dann das Unmögliche eingetreten ist, dann heißt das eben "da hat mir einer 'nen Storch gebraten" ... und man staunt vor sich hin.
Wieder was gelernt, ich dacht immer "meschugge" ist sächsisch... lach ...
Mama möchte wissen, was es heisst:
- Dich sticht wohl der Hafer
Jemanden sticht der Hafer. Sprichwörtl. Redensart; Sinn: jmd. wird übermütig, so wie ein Pferd, das zuviel Hafer erhält
Nachtrag am 13.04.06 um 6:00 Uhr
In der Wikipedia habe ich folgdendes gefunden:
Der Spruch „Einen Korb bekommen“ bedeutet, dass jemand bei einem Liebes- oder Heiratsantrag abgewiesen wird. Die Redewendung hat ihren Ursprung in folgender mittelalterlichen Sitte: Ein von einem Freier umworbenes Fräulein zog diesen häufig nach dem Antrag in einem Korb zum Fenster hinauf. Sie konnte ihm ihre ablehende Haltung deutlich machen, indem sie ihm einen Korb hinunter ließ, dessen Boden gelockert war. Dieser brach beim Heraufziehen. Später entwickelte sich daraus ein Brauch, bei dem das Fräulein dem Freier einen kleinen Korb ohne Boden übergab, um ihm ihre Abneigung zu zeigen.
Die Wendung „husch, husch ins Körbchen“, mit dem man Kinder schnell ins Bett bringen will, bezieht sich dabei auf den Hundekorb, in dem ein Haushund schläft.
Ebenfalls aus dem Tierreich stammt der Ausdruck „Hahn im Korb“, der sich auf einen Mann bezieht, der sich in überwiegend weiblicher Gesellschaft befindet. Da sich im Hühnerstall oder im Korb, in dem die Hühner zum Markt getragen wurden, meist nur ein Hahn befand, entstand diese Redewendung.
- Ach du grüne Neune! (Ausruf des Erstaunens)
- auf den Hund kommen (gesundheitlich oder wirtschaftlich ruiniert werden; verelenden; zugrunde gehen)
- auf der Wurstsuppe schwimmen (...von Nichts eine Ahnung haben.)
- bis in die Puppen (etwas übertreiben, z.B. "schlaf nicht wieder bis in die Puppen!")
- blaumachen (ohne triftigen Grund nicht zur Arbeit/Schule erscheinen; aus der Färberei: Die Farbe Blau benötigte eine längere Ruhezeit)
- blau sein (betrunken sein) (franz. être noir: schwarz sein)
- Blut und Wasser schwitzen (große Angst haben)
- Buxtehude oder
Orte, "wo der Pfeffer wächst" (süddeutsch: Unbekannter Ort, der weit weg liegt - abgeleitet von Französisch Guayana: Pfefferanbaugebiet und frz. Kolonie, die wegen des mörderischen Dschungelklimas auch Verbannungsort für Schwerstverbrecher war) - Da beißt die Maus keinen Faden ab! (Das ist so! das ist nicht zu ändern! Bestätigung einer Aussage)
- Da brat mir doch einer nen Storch! (Ausdruck des Erstaunens)
- Das ist für die Katz. (nach einer Fabel von Burkard Waldis)
- dem Tod von der Schippe (Schaufel) springen (dem Tod nur knapp entrinnen)
- den Bach hinuntergehen (zu Grunde gehen, beispielsweise ein Vermögen oder eine Firma)
- die Nase in etwas stecken (das einen nichts angeht)
- eine ruhige Kugel schieben (ein ruhiges Leben führen)
- einen Stein im Brett haben (bei jemandem etwas gut haben. "Bei dem hab' ich einen Stein im Brett.")
- einen Zahn zulegen (schneller machen, beeilen)
- fröhliche Urständ feiern (ein als schlecht betrachtetes Verhalten, das man erledigt glaubte, findet wieder Verbreitung)
- hanebüchen (grob, ungeschlacht, derb, dreist)
- Holla die Waldfee! (bei Ãœberraschung)
- ins Schwarze treffen (mit einer Vermutung richtig liegen)
- ist doch 0815 (Bezeichnung für einerlei oder das immer Selbe)
- jemandem Beine machen (jemanden zur Eile antreiben)
- jemandem ein X für ein U vormachen (jemanden beim Abrechnen betrügen)
- jemandem einen Denkzettel verpassen (jemanden eine Lektion erteilen)
- jemandem etwas einbleuen (jemandem etwas unmissverständlich klar machen)
- jemandem geht ein Licht auf (jemand begreift etwas unvermittelt)
- jemandem reißt der Geduldsfaden (jemand verliert die Geduld)
- mit dem linken Fuß zuerst aufgestanden sein (einen schlechten Tag haben)
- mit der Kirche ums Kreuz gehen (einen Umweg gehen)
- Muckefuck (bezeichnung für - meist schlechten - Kaffee)
- nahe am Wasser gebaut haben (oder sein - man weint schnell)
- neun Leben haben (wie Katzen)
- nur Bahnhof verstehen (nichts verstehen)
- sich die Hände in Unschuld waschen (jede Schuld weit von sich weisen; jede Mitschuld ablehnen; Pontius Pilatus wusch sich die Hände, um vom Todesurteil an Jesus Abstand zu nehmen)
Matthäus 27,24: „Als Pilatus sah, dass er nichts erreichte, sondern dass der Tumult immer größer wurde, ließ er Wasser bringen, wusch sich vor allen Leuten die Hände und sagte: Ich bin unschuldig am Blut dieses Menschen. Das ist eure Sache!“ - sich grün und blau ärgern (sich sehr ärgern)
- springender Punkt (lat.: punctum saliens; Vorstellung: im Weißen eines Eis befinde sich ein hüpfender Blutfleck, der das Herz des späteren Vogels bildet; heute: das entscheidende Moment einer Darlegung)
- unter der Hand (heimlich, unter Mißachtung geltender Regeln)
- von Herzen (mit Liebe)
- "Was soll der Unsinn?" - nach Theodor Fontane (diverse Werke)
- wie ein Elefant im Porzellanladen (sich sehr ungeschickt anstellen)
Nachtrag am 14.04.06 um 11:25 Uhr
Christine schreibt:
- Das ist doch Schnee von gestern! - (vergangenes eben) ... ;)
Gwen - #1 - 12.04.2006 11:37 - (Antwort)
Bist du unter der Sprachwissenschaftler gegangen?*g*Mich hat es schon immer interessiert, woher die Ausdrücke kommen. Aber, auch die Namen:-))Z.B. meine zwei Namen bedeuten:Schnee im Frühling*g* passt ja zum Wetter draussen.Grüße, Gwen
Wolfgang aus Greifswald - #2 - 12.04.2006 13:05 - (Antwort)
Liebe Mari, das ist ja ein interessantes Thema, das Du da angeschoben hast. "Koscher" ist wirklich aus'm Hebräischen. "T'refah" ist das Gegenteil und bedeutet "unrein",auch im Zusammenhang mit den jüdischen Speisegesetzen. Wir benutzen in der deutschen Sprache viele Begriffe, die hebräischen oder auch jiddischen Ursprungs sind:wenn jemand "einen an der Waffel hat" dann ist er z. B. meschugge(jidd.) . "Malochen" ist hebräisch und heißt eigentlich nur "Arbeiten", Werkstatt heißt im Hebräischen "Beit M'lochah", wörtlich übersetzt Haus der Arbeit. "Tohuwabohu", ein Begriff, der fälschlicherweise für Durcheinander und Chaos verwendet wird, steht in der Torah im Ersten Buch Mose im ersten Satz und bedeutet "wüst und leer", was die Erde am Anfang noch war, als Gott sie erschaffen hatte.Mal sehen, wer noch was weiß zum Thema und ein bißchen "Butter bei die Fische geben" kann, svw. klare Fakten präsentieren kann oder "tacheles"(hebr.) redet. Liebe Grüße aus der schönsten Hansestadt am Ryck von Wolfgang
Helga/Rheinland - #4 - 13.04.2006 15:26 - (Antwort)
Liebe Mari, tolle Fleißarbeit von Dir mit den Redewendungen ! Aber woher kommen sie eigentlich ? Bei einer Burg-Führung wurde uns erzählt, dass sehr viele Redewendungen aus dem Mittelalter stammen. Mir fällt jetzt spontan ein Beispiele ein: Auf den Hund gekommen … Damals wurden Truhen mit Geld und Wertgegenständen gefüllt und der Boden dieser Truhen war mit geschnitzten Hunde-Figuren verziert. Wenn das Geld verbraucht und diese Bilder zum Vorschein kamen, war man arm und auf den Hund gekommen. Es ist doch sehr interessant, dass wir immer noch viele dieser Redewendungen aus alter Zeit in unserem Sprachgebrauch verwenden und kaum noch diesem Ursprung wissen. Liebe Grüße von Helga
christine - #5 - 14.04.2006 11:24 - (Antwort)
hallo mari, habe noch einen gefunden... das ist doch schnee von gestern g wer könnte das nicht besser verstehen als du. viele grüße christine
Agnes - #6 - 14.04.2006 13:56 - (Antwort)
Malochen ist hier im Münsterland ein gebräuchlicher Ausdruck für arbeiten. Der kommt von "Masematte" Wortliste. Masematte entstand meines Wissens im 19. Jahrhundert in hier in Westfalen in Münster als Sondersprache. Es war die Sprache der Arbeiter und fliegenden Händler, aber auch der Gauner und Vagabunden in und um Münster. Spurenhaft läßt sich diese Sondersprache auch im heutigen gesprochenen Deutsch der Münsteraner Bevölkerung nachweisen.
Agnes - #7 - 14.04.2006 13:59 - (Antwort)
Son Mist, ich hatte bei "Wortliste" einen Link zu einer Seite eingesetzt, der erscheint leider nicht als Link Kann ich den so ohne Code eingeben? Ich versuchs mal http://de.wikipedia.org/wiki/Masematte_Wortliste#M
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