Das Spiel - Nagur
Da war es wieder das Verlangen,
da war es wieder das Gefühl,
jedesmal wenn ich hier sitze,
fang ich an mit diesem Spiel.
Er war der König, ich seine Dame,
gesehen hatt' er mich im Traum,
Nagur, edles Drachenblut erwachte,
vergessen waren Zeit und Raum.
Er malte mir die schönsten Bilder,
der Traum vom grünen Felsgestein,
ein golden Ring war mir versprochen,
nie mehr sollte ich nun einsam sein.
Doch plötzlich zogen schwere Wolken,
die Sonne sank tief ins Meer,
der Schwanengesang verstummte,
Nagurs Flügel zitterten so sehr.
Dann öffnete sich unter ihm die Erde,
und der König langsam im Feuer versank,
sein Herz umklammerten Geisterhände,
ich schwieg. Meine Seele ward krank.
Im Fieber rief ich nach Nagur, dem Drachen,
doch der Felsen schloß ihn tief in sich ein,
ich wollte kämpfen, ihn durch Liebe halten,
doch nun musste er wieder gefangen sein.
Bevor die Erde entgültig verschlossen,
rief der König im Sterben zu mir:
"Warte auf Deinen goldenen Schlüssel,
Nagur wird ihn schon bringen zu dir!"
In manchen klaren Sternennächten,
da raunt mir leise eine Stimme zu,
komm flieg mit mir zu Nagurs Felsen,
und ich weiß, tief da drinnen, bist du.
Da ist es wieder das Verlangen,
Da ist es wieder das Gefühl,
ich lege den Kopf an den kühlen Felsen,
und spiele noch immer das gleiche Spiel.
Mari 25.10.99
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