Donnerstag, 21. August 2008
die anderen Augenblicke
Mittwoch, 20. August 2008
Wer hat ...
Dienstag, 19. August 2008
verlassen ...
Montag, 18. August 2008
Katzenkinder
Samstag, 16. August 2008
Ein Herz erzählt ...
Heute am Tag 3 werde ich versuchen, alles was wir in den letzten Wochen erlebt haben, aufzuschreiben...
Es ist nun schwierig mit meinem Wissen von heute, meine Gedanken hier in Worte zu fassen aber ich werde es einfach so aufschreiben, wie es war und alle Gedanken die wir uns im nachhinein überlegt haben, erst an den Schluss zu stellen ...
Nach unserem diesjährigen Greifswaldurlaub und einem Abstecher mit Wolfgang auf den Tollensesee in Neubrandenburg waren wir ja zur Hochzeit in Gross Neuendorf eingeladen.
Wir übernachteten bei einer sehr netten Familie, die uns sogar ihr eigenes Schlafzimmer zur Verfügung stellte.
Am Morgen nach dieser Nacht, erzählte der Andi, dass er irgendwann keine Luft mehr bekommen hatte und aufstehen musste, um am Fenster tief durchatmen zu können.
Ich hatte von alle dem nichts bemerkt, ich schlief tief und fest...
Da meine Mama, die auch in dem Haus übernachtete, früh mit tränenden Augen und einem Niesen erwachte, vermuteten wir, das irgendetwas im oder am Haus eine Allergie auslösen würde. Es war auch ziemlich feucht geworden und es regnete fast den ganzen Tag.
In der nächsten Nacht haben wir gleich mit dem Kopf zum offenen Fenster geschlafen und so ging es dem Andi wohl ganz gut damit.
Die kommenden 7 Tage verliefen bei tollen Temperaturen wie immer und er hatte keinerlei Beschwerden.
Am Wochenende, nachdem wir Lucki und BB zum Flieger gebracht hatten, änderte sich wieder das Wetter, es wurde kühler und es war sehr regnerisch.
In den Nächten vom 05. und 06.07.2008 konnte Andi nur sitzen, er hustete ununterbrochen und bekam wieder keine Luft im liegen.
Männer sind ja nun die Starken unter uns und klar, er war ja nicht krank ...
An diesem Wochenende habe ich beschlossen, das wir keine einzige Zigarette mehr in unserem Haus rauchen werden.
Am Montag, 07.07.08 ist er freiwillig zu unserem Hausarzt gegangen und dieser vermutete einen Herzinfarkt. Die Werte des Ruhe-EKG gaben ihm den Verdacht, er nahm Blut fürs Labor und verschrieb ihm ASS und ein bronchialerweiterndes Mittel, da die Lunge nur 50 % arbeiten würde.
Zur Labor-Auswertung war der Andi am nächsten Tag wieder hinbestellt.
Ich bin gleich mitgefahren, um den Arzt mit all meinen Fragen und Gedanken auf den richtigen Weg zu bringen.
Der Herzinfarkt hatte sich nicht bestätigt aber alle Laborwerte waren außer der Norm. Das Belastungs-EKG war relativ unauffällig.
Wir haben ihm versucht zu erklären, das wir vermuten, das der Andi die Luftveränderungen vom Ostseeklima in unser heimisches Gefilde nicht vertragen hat und wir denken, dass er sicher mit der Schilddrüse zu kämpfen hat.
Der Arzt hat uns angelächelt und sagte dazu nur:
Sie sind der typische Herzpatient: 50 Jahre jung, etwas Ãœbergewicht, rauchen wie ein Schlot und haben zu wenig Bewegung. Wir machen jetzt moderne Medizin ...
Und dann verschrieb er einen Cocktail aus Herz- und Kreislauf stärkenden, Blutfettspiegel senkenden, bakterielle Infektionen heilenden und die Durchblutung verbessernden Medikamenten.
Überweisung gab es für die folgenden Untersuchungen
Radiologie - Torax 2 Seiten (Termin: 15.7.08)
Nuklearmedizin - Myokardszintigraphie (Termin: 22.7./24.7.08)
LZ RR + EKG angeordnet aber keine Geräte vorhanden - Termin dafür am 05.08.08
Auch haben wir noch das Thema Borrelien angesprochen und so wurde diese Untersuchung im Labor nachgefordert.
Die Schilddrüse haben wir auch wieder ins Gespräch gebracht, aber da die Laborwerte in Ordnung seien, gab es keinen weiteren Bedarf für eine intensivere Untersuchung.
So hat er die restliche Woche sehr ruhig über die Runde gebracht, in den Nächten bekam er nach wie vor keine Luft und konnte somit weiterhin nicht schlafen.
Seinen Zigarettenkonsum versuchte er sehr stark zu senken und rauchte statt der bis dahin 45 Stck. pro Tag "nur" noch 10 - für einen so starken Raucher eine Leistung ...
Das Wochenende war wieder die Katastrophe, er bekam keine Luft. Am Montag habe ich wieder einen Arzttermin ausgemacht, der Doktor sagte, er würde vielleicht den Andi in eine Klinik schicken wollen, aber der war dazu nicht zu bewegen.
Die Tage verliefen bei uns sehr ruhig, immer wenn ich abends vom Dienst heim kam, sind wir noch 1-1,5 Stunden zu unserem See gelaufen, ihn hat das sehr angestrengt, reden und schneller laufen ging gar nicht mehr und jeder noch so kleine Hügel brachte ihn völlig außer Puste.
Am 17.07.08 gab es folgende Ãœberweisung vom Doktor:
Innere Medizin - Linksherzinsuffiziens - Echo erbeten - Termin: offen
Pulmologie - Globusgefühl - Termin: 21.8.08 - er geht aber am 21.07.08 als Notfall früh um 8.00 Uhr dahin.
Der Pulmologe setzte das Spray für die Lunge ab und sagte nur: Von mir haben Sie nichts anderes zu befürchten als eine Rechnung.
Am nächsten Tag war der erste Termin in der Nuklearmedizin. Bei einer Myokardszintigraphie werden einmal in Ruhe (Dienstag) und einmal unter Belastung (Donnerstag) durch die Injektion von radioaktiven Substanzen lokale Durchblutungsstörungen am Herzen nachgewiesen.
Am Donnerstag hatte Andi gleich drei Termin, der erste war früh bei einer Chinesin zur Akupunktur - er wollte wissen ob sie ihm helfen könnte, danach war sein zweiter Termin zur Myokardszintigraphie und ab 14.00 Uhr konnte er sich beim Kardiologen zum Herzecho vorstellen.
Schon während der Akupunktur verspürte er eine deutliche Besserung im Hals und konnte plötzlich wieder tief durchatmen.
Den Nuklearmedizinier bat er um eine kurze Auswertung und als der die Bilder betrachtete, sagte er nur noch: Oh Gott, mit dem Herzen hätten Sie ja gar nicht Fahrrad fahren dürfen. Die linke Herzkammer war dreimal so groß als normal. Und er hatte nur noch eine Herzleistung von 20% auf dieser Seite.
Der Kardiologen sah um 14.00 Uhr diese Befunde, nahm sofort wieder Blut für das Labor und bestellte ihn abends 18.30 wieder in seine Praxis zur Auswertung.
Er verschrieb ihm zu seinen bisherigen Medikamenten noch Wassertabletten und ein weiteres Herzmedikament. Seine Diagnose hieß: Dilatative Kardiomyopathie - Erweiterung des Herzmuskels - Es gibt nun verschiedene Gründe wodurch diese entstehen kann, der Arzt vermutete, durch eine Viruserkrankung, welche auch schon länger zurück liegen könnte. Der Andi hat dazu eine Herzklappe die nicht richtig schließt. Das hatte der Arzt aber schon mal vor ungefähr 5 Jahren festgestellt, damals war aber alles in Ordnung.
Glaubt mir, bis zu diesem Zeitpunkt war uns noch nicht klar, was nun eigentlich auf uns zukommen sollte.
In dieser Nacht schlief er das erste Mal wieder tief und fest durch bis zum Morgen und so wussten wir nicht, liegt es nun an der Akupunktur oder an den neuen Medikamenten. Wir vermuten aber, das beides im Zusammenspiel zur Besserung beitrug.
Am nächsten Tag war er wieder hinbestellt und der Arzt erklärte ihm, dass er alle Medikamente, die er bisher bekommen hatte, nach und nach erhöhen sollte.
Er wollte das Herz stärken und dann ein Herzkatheter anordnen. Etwas unglücklich war die Tatsache, das er ab Montag in den Urlaub ging, aber er übergab meinen Andi an seine Kollegin und zu ihr war er dann am 29.07.08 wieder bestellt.
Der Gedanke an die Schilddrüse lies uns ja immer noch keine Ruhe und so haben wir noch einen Termin (29.07.08) bei einem Spezialisten vereinbart, um sie auch wirklich auszuschließen. Diese Untersuchung ergab außer einer unklaren Vergrößerung nichts nennenswertes, die Ärztin war der Meinung, das die Vergrößerung auch durch das Herz kommen könne, er solle sich in einem Jahr wieder bei ihr melden und das Herz weiter abklären lassen ... ok, wir waren beruhigt ...
Die Kollegin des Kardiologen kümmerte sich um einen Termin für das Herzkatheter und rief Mittwoch, den 30.07.08 an, um uns mitzuteilen, das am Donnerstag 13.00 Uhr das Herzkatheter ambulant in einer Klinik stattfinden wird.
Es wurde also eine Notfalltasche gepackt, im Falle er muss dort eine Nacht bleiben und dann haben ihn meine Eltern am nächsten Tag hingebracht.
Als ich ihn am späten Nachmittag anrief, lag er schon auf der Intensivstation ...
Die Gespräche die anschließend geführt wurden drehten sich nun um eine dringende Herzklappenoperation. Am Freitag konnte ich ihn besuchen und da er ja eigentlich wieder mit nach Hause wollte, erklärte ihm der Stationsarzt folgendes:
Wir haben hier zwar keine Gitter an den Fenstern und ich kann Sie auch nicht anbinden, aber für den Fall das Sie wirklich gehen wollen, gibt es ein Schreiben unseres Rechtsanwaltes, mit welchem Sie jede Verantwortung selber übernehmen. Jeder Arzt wird sich an Kopf fassen, wenn er hört, das ich Sie mit einer Herzleistung von nur noch 20% entlassen habe.
Sonnabend wurde er auf normale Station verlegt. Das am Wochenende nicht viel passiert ist klar ... und so zerrte er natürlich weiter an seinen Ketten. Am Montag war ein Herzkatheter der rechten Seite angesagt und die Ärzte waren sich nun völlig unschlüssig ob nun eine neue Herzklappe etwas bringen würde, das Herz hat sich auf der linken Seite so sehr verändert, das man eher eine Herztransplantation ins Auge fasste.
Wie es uns nun ging, kann man sich vielleicht vorstellen ...
Die endgültige Entscheidung aber würde der Chirurg treffen, der die Operation durchführen soll.
Dienstag früh war immer noch kein Ergebnis da aber Mittags rief er mich an und sagte: Ruf deine Eltern an, ich komme nach Hause...
Der Chirurg hatte eine Herzklappen-OP angesagt.
Der Andi wollte alles, was nicht mehr stationär getan werden musste, um die Operation durchführen zu können, selbst abklären lassen und so hat man ihn auch entlassen. Ich habe abends alle Befunde dort im Krankenhaus abgeholt.
Eine Vorstellung im Herzzentrum, beim Zahnarzt und beim HNO war noch nötig und das ging ja auch ambulant ...
Alle drei Termin hatte er dann auch gleich am nächsten Tag.
Das Gespräch mit seinem Chirurgen im Herzzentrum verlief so, das dieser zu ihm u.a. sagte: Ich verspreche Ihnen, das Sie nach der Herzklappen-OP zu 100% wieder hergestellt werden. Ein für uns toller Satz ...
Am Tag danach hätte er zur Operation ins Krankenhaus gehen können, sein Vater hatte aber am Freitag seinen 70. Geburtstag und so hat er den Termin auf den nächsten Dienstag, das war am 12.8.08 gelegt.
Am Wochenende nach der Feier lag er nur noch flach ... und am Montag haben wir noch einmal die chinesische Akupunktur versucht, aber es war leider nicht mehr von Erfolg gekrönt ...
Dienstag habe ich ihn früh ins Krankenhaus gebracht und am Abend als ich wieder zu Besuch kam, hieß es plötzlich wieder HERZTRANSPLANTATION ...
Der Chirurg kam dann und hat mit uns gesprochen ... ich habe ihm schon erklärt, das ich langsam nicht mehr weiß was ich denken soll und ob er sich vielleicht vorstellen kann wie es einem Menschen geht der so zwischen den Diagnosen hin und her geschoben wird...
Er hat uns dann erklärt, was am nächsten Tag passieren wird.
Während der Narkose wird vor der Operation ein Schluck-Schall durchgeführt ... damit kann er sehen, was nun wirklich im Herzen los ist und entweder er bricht die Operation dann ab oder er baut ihm die neue Herzklappe ein.
Abbruch bedeutet:
- warten darauf, das ein Mensch in seinem Alter und mit seiner Blutgruppe und allen möglichen anderen ähnlichen Werten zu Tode kommt, um ihm sein Herz zu spenden ...
- warten auf diese Herztransplantation,
- Medikamente ohne Ende
- vielleicht ein Leben nur noch an der Maschine
- immer in Angst leben das dieses neue Herz abgestoßen wird...
- Angst vor jeder Infektion
- keine Zimmerpflanzen mehr im Haus ...
- keine Haustiere ...
Ich habe danach aufgehört, mich weiter mit diesem Thema zu beschäftigen ... Wisst ihr was das alles bedeutet? - Es bedeutet ein völlig neues Leben für uns ... - aber es wäre nicht mehr unser Leben ...
Ich habe diesen Gedanken fast völlig verdrängt, ich habe nur noch an die Herzklappe geglaubt und ich habe mit so viel Angst im Herzen auf den Anruf gewartet, der aus der Klink kommen sollte ...
Um 7.00 Uhr war am 13.08.2008 der OP-Termin angesetzt und gegen 13.00 Uhr habe ich dem Warten ein Ende bereitet ... ich habe angerufen und diesen Zettel dabei gekritzelt ...
Nun haben wir heute Tag 3 nach der Operation, ich kann euch sagen, wenn Ihr ihn schon direkt am Tag nach der OP gesehen hättet ... ihr würdet mir das hier alles nicht glauben ...
Gestern habe ich ihn mit dem Handy fotografiert und dieses Bild zeig ich euch jetzt :)
Wie gesagt, heute ist Tag 3 und ich weiß mittlerweile, das es ihm heute nicht ganz so gut geht wie gestern ... aber wir schauen nach vorn und ich weiß das alles gut wird ...
Wir wissen mittlerweile, das er sicher schon sehr lange mit seinem Herzen kämpft ...
Schon manchmal hat er festgestellt, dass er außer Puste ist, schon manchmal ging es ihm nicht gut ... er hat es immer auf das Wetter und auf das Rauchen geschoben ... und am nächsten Tag war alles immer wieder vergessen ...
Oh, Männer ... ich bitte euch von Herzen, achtet auf die kleinen Signale die euch euer Körper schickt ... - nicht immer hat man so viel Glück.
Und glaubt mir, heute einen Arzttermin zu bekommen, ist nicht so leicht, wie ich es hier oben beschrieben habe ... wir hatten Terminvorschläge, die reichten bis Januar 2009 ... aber in meiner unnachahmlichen Art und ehrlich gesagt dank seiner Privatversicherung ging alles doch recht schnell ...
Ok, wenn er gleich am allerersten Tag in eine Klinik gegangen wäre ... aber heute weiß ich tief in meinem Herzen, es musste alles genauso kommen, wie es hier abgelaufen ist.
Jedes Puzzle musste seinen Platz finden ...
Ich danke heute auf diesem Weg:
Unserem Hausarzt, Herrn Dr. med. Tim Engelstädter, der sich von meinen Gedanken um die Krankheit meines Mannes nicht hat abbringen lassen (glaubt mir, ich bin da wirklich nicht einfach zu genießen ...!) und der vom 1. Tag an, genau das Richtige verordnet hat.
Ich danke Herrn Dr. G. Varnai, dem Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie - der die gleichen Erlebnisse mit mir hatte, wie unser Dr. Engelstädter und der schon seit vielen Jahren ein zweites Herz unserer Familie in seinen Händen hält ...
Er rief mich übrigens am Mittwoch Abend nach 19.00 Uhr hier zu Hause an und erkundigte sich nach dem Befinden meines Andis und nun nennt mir mal einen 2. Arzt, der so für seine Patienten da ist ...
Ich danke Herrn OA Dr. Kappert, Chirurg im Herzzentrum Dresden, der meinem Mann die neue Herzklappe gegeben hat und der mir trotz allem Hoffnung für die Zukunft macht ...
Ich danke Frau Dr. Kerstin Rücker, die mit Frau Shuang Li, Ärztin für TCM - einen neuen Weg beschreitet, die auf den Patienten mit anderen - ganzheitlichen Augen sieht - auch sie haben ihm geholfen ...
Und ich danke selbstverständlich allen Ärzten, Schwestern und Pflegern der Medizinische Klinik Weißer Hirsch und im Herzzentrum Dresden, die ich leider nicht namentlich benennen kann, die ihre Arbeit rund um den Patienten verrichten ... und die ich bewundere für ihre Kraft, mit der sie tagtäglich für das Wohl "unserer kranken Herzen" sorgen.
Nun wisst ihr, warum es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die völlig bedeutungslos werden, wenn eine Hand nach deinem Herzen greift.
Ich werde irgendwann weiter berichten, der Weg ist noch lang und ich weiß auch das es nicht so einfach wird, wie es sich vielleicht hier liest ...
Und wenn ich mir noch diese letzten Worte erlauben darf:
Ich habe in den letzten Wochen manchmal den Satz: "Herzklappen, das macht doch heutzutage schon der Pförtner ..." gelesen - das ist ein so was von sinn- und herzlos dahergeredeter Satz über einer Krankheit und eine Operation bei der es von einer Minute auf die andere auch einfach nur vorbei sein kann ... - das ich glaube wer immer ihn spricht, der weiß beim besten Willen nicht um was es eigentlich geht ...
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