Life-Interview ...
- Mari fragt:
Auch dich möchte ich fragen, was dich daran reizt jedes Jahr in den hohen Norden zu fahren und dort zu leben? Manche Menschen machen einmal in ihrem Leben eine Reise dahin, dich aber zieht es immer wieder in die Kälte.
Könnte man als Geologe nicht auch in wärmeren Ländern nach Steinen Ausschau halten? - Aber wahrscheinlich würde ich dir dann vielleicht die gleiche Frage stellen, weil ich vermute das du dann sicher auch fernab der Zivilisation leben würdest.
Rolf:
Klar, Steine gibt es auch im Süden... aber auf Spitzbergen sieht man
mehr davon, weil nicht so viele Wälder, Felder, Straßen und Städte
sie verdecken. Aber das ist natürlich nicht der Grund, warum ich
seit 10 Jahren jährlich mehrere Monate dort verbringe. Es gibt auch
nicht DEN einzelnen, großen Grund. Wenn ich dort bin, ist es neben
dem Naturerlebnis auch das Gefühl, ein Stückchen zu Hause zu sein,
nahe bei mir selbst, auf eine Art. Auch viele von meinen Freunden
und Bekannten haben diesen Drang, immer wieder in den Norden zu
fahren.
Svalbardmohn in Bruceneset - Foto: Rolf Stange - 11.07.2005
- Mari fragt:
als Du 1997 das erste Mal auf Spitzbergen warst, was waren deine ersten Eindrücke? Mit 24 wollte ich auch die Welt entdecken, aber irgendwie wäre ich nie darauf gekommen das auf Spitzbergen zu tun...
Was ist damals passiert das du genau gewusst hast, dort wirst du immer wieder hin kommen?
Rolf:
Ich werde den ersten Eindruck vom Flugzeug aus nie vergessen: die
weiten Gletscherfelder im Südteil Spitzbergens lagen wolkenfrei
unter uns. Einerseits war es überwältigend schön, andererseits habe
ich mich gefragt, wie ich in dieser Landschaft klarkommen sollte.
Aber große Teile von Zentralspitzbergen, wo Longyearbyen liegt, sind
recht wenig vergletschert, dort kann man gut wandern. Dieser erste
Sommer, es war 1997, war ein Abenteuer, das ich nie vergessen werde.
Ich habe so viel gesehen, erlebt und gelernt. Landschaften, Tiere,
Pflanzen, und endlos viele Möglichkeiten, Dinge zu erleben, die man
nie wieder vergisst.
Hamiltonbukta - Foto Rolf Stange - 30.06.2005
Später hat sich vieles schrittweise ergeben. Ich hatte nicht von vornherein beabsichtigt, Spitzbergen langfristig zu einem zentralen Baustein meines Lebens zu machen. Aber je tiefer ich vordrang, desto mehr Möglichkeiten haben sich ergeben, Spitzbergen auf neue Art kennenzulernen, und ich konnte mich diesen Möglichkeiten nicht verschließen. Dabei hat sich auch ergeben, Spitzbergen zu meinem Beruf zu machen und so das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Das Geographie-Studium hat meine Tätigkeit als Fahrtleiter in den Polargebieten sowie meine Leidenschaft fürs Bücherschreiben auch sehr gut ergänzt.
- Mari fragt:
wenn ich deine praktischen Tipps für Spitzbergenbesucher lese, dann kommt mir immer wieder das schmunzeln. Sicher hast du auf deinen Touren mit diversen Reisenden vieles erlebt.
Was war dein bisher doch eindrucksvollstes Erlebnis an das du dich erinnerst?
Rolf:
Man erlebt schon dies und das, wenn man mit Menschen zusammen
arbeitet... irgendwann schreibe ich auch darüber mal ein Buch! Was
mich immer wieder beeindruckt, ist, wenn Menschen, die schon fast
den ganzen, schönen Planeten Erde gesehen haben, immer noch
begeisterungsfähig sind. Nicht nur schnell das sehen wollen, was
jeden schnell beeindruckt: Eisbären, Walrosse, Berge, Gletscher.
Sondern die auch die zerbrechliche Schönheit einer Blume in der
polaren Kältewüste erkennen können oder die Faszination, die von
einem zunächst unscheinbaren historischen Relikt ausgeht.
Krabbentaucher - Foto: Rolf Stange 23.06.2005
- Mari fragt:
Und nun eine letzte Frage, gibt es schon deine Grönland-Rundbriefe in Buchform?
Ich habe eben daraus "Ein Dorf und Zwölf Hunde" und "Der Hai" gelesen und muss sagen, so kurzweilig wie du erzählst muss man dieses Buch einfach haben...
Rolf:
Ist in Arbeit und schon recht weit gediehen! Der Sinn dieses drei
Monate langen Aufenthaltes in Ostgrönland war nicht, ein Buch zu
schreiben. Aber ich hatte dann so viele Ideen dazu, dass es schade
wäre, sie nicht umzusetzen. Wen es interessiert, der/die sollte mich
einmal im Internet besuchen unter
http://www.spitzbergen.de
Walross - Foto: Rolf Stange 09.07.2005
- Rolf, ich danke dir für dieses Interview, es hat mir
unheimlich Spaß gemacht. Ich habe voller Spannung auf deine
Antworten gewartet und freue mich ohne Ende das ich "meinen"
Spitzbergen-Besuchern einen weiteren interessanten Menschen
vorstellen durfte...
Ich wünsche dir weiterhin viele tolle Erlebnisse weitab von Autolärm und Großstadtgetümmel da oben hoch im Norden, so nah mit der Natur und viel Erfolg mit deinen Buchprojekten.
Sei herzlich gegrüßt von Mari