Ich
weiß es noch wie heute, es war Anfang April ... lächel ..., wir
wollten schon länger ein Kind und an diesem wunderschönen Tag ist es
passiert. Es gibt bestimmt viele Frauen die sich an den Tag, an dem
sie schwanger wurden erinnern können. Ich jedenfalls sehe ihn noch
genau vor mir.
Im Juli wollten wir heiraten. Der Termin war schon bestellt, denn
man braucht damals ewig bis man einen freien Standesamttermin bekam.
Und so waren wir eigentlich schon zu dritt, als wir am 30. Juli 1986
vor die Standesbeamtin traten. Es gibt von diesem Tag kein Foto,
heute bedaure ich das aber damals wollten wir die "etwas andere
Hochzeit" ... lach ... eben wie alles bei uns etwas anders gelaufen
ist...
Wir haben ohne Polterabend, ohne Gäste, ohne Eltern, ohne
Brautkleid, ohne Blumen und auch ohne Ringe geheiratet. Wir wollten
auch keine Rede, aber die konnte sich die Dame nicht verkneifen und
sie sah uns am Ende wirklich mitleidig an. Ich habe ihr angesehen
das sie unserer Ehe keinen langen Bestand gab.
Aber wir wollten es genau so - es war unser Tag. Meinen Ehering habe
ich bekommen, den haben wir von einer russischen Bekannten abgekauft
und er war mir jahrelang viel zu groß. Aber es gab damals eben
einfach kein Gold. Und so trage ich ihn noch heute, einen schmalen
Reif aus rötlichem russischen Gold...
Unsere Hochzeitsreise ging
nach Budapest, mit dem Flieger - es war mein erster Flug überhaupt
in meinem Leben und ich hatte Angst ohne Ende. Ich habe die ganze
Zeit geheult wie ein Schlosshund, ich dachte immer, was kann das
Kind dafür ...
Wir hatten 2 Wochen eingeplant und die Heimreise sollte mit dem Zug
gehen, für den man auch Platzkarten ergattern musste, es war schon
recht abenteuerlich. Nach einer Woche hatten wir kein Geld mehr...
man durfte ja nur begrenzt Forint tauschen und die langten eben
nicht länger. Was sollten wir nun tun, wir mussten ja noch eine
Woche aushalten. Mein Mann kannte damals dort eine Frau und die lies
uns bei sich wohnen und so hatten wir doch eine recht interessante
Hochzeitsreise ...
Es ging mir immer gut, ich hatte keinerlei
Schwangerschaftsbeschwerden, nicht einmal war mir schlecht und ich
habe mich in den neun Monaten immer gut gefühlt. Der Sommer verging,
es wurde Winter und es war bitterkalt und ich fuhr mit der Bahn ins
Krankenhaus zur Vorsorgeuntersuchung.
Das Kind hatte immer noch Steißlage, es wollte sich nicht drehen.
Aber ich hatte ja mindestens noch zwei Wochen Zeit bis zum
Geburtstermin.
Tja und dann ging alles in einem rasanten Tempo, zu dieser
Untersuchung stellte man plötzlich fest, das ich Wehen haben
sollte...
Hatte ich nicht, wirklich nicht ...
Und dann sollte die Geburt eingeleitet werden und dabei wollten sie
das Baby drehen. Ich glaube die Hebamme hat mir angesehen, das dies
niemals funktioniert hätte, ich war einfach zu schmal. Und so
übergab sie mich zum Schichtwechsel an ihre Kollegin und diese
stellte auf einmal fest, das es dem Kind nicht gut geht und es
sofort per Kaiserschnitt geholt werden müsste.
Im
OP wurde ich nach den Namen gefragt, ja Mädchennamen hatten wir
schon, innerlich wollte ich immer ein Mädchen haben, obwohl alle
vorher zu mir gesagten hatten, das ich einen Jungen bekommen würde -
ich hatte einen spitzen Bauch und der sollte eben einen Jungen zur
Welt bringen. Aber wir waren uns einfach über einen Jungennamen noch
nicht einig geworden.
Also habe ich gesagt, Jungennamen weiß ich noch nicht, der
Narkosearzt hieß Steffen, aber den Namen wollte ich nicht und so
fiel mir auf die schnelle einfach "Martin" ein ... - Cindy und
Martin -
Als ich wieder aufwachte sagte man mir nach der Narkose: "Sie haben
eine wunderschöne Tochter" - meine Antwort darauf war: "Das kann
nicht sein, wir bekommen einen Sohn ... " und dann bin ich wieder
eingeschlafen...
Nach 10 Tagen haben wir sie mit nach Hause genommen und sie war
wirklich süß. Wie alle Eltern glaubten auch wir, dass wir das
hübscheste Mädchen überhaupt hatten ...
Es war für mich sehr schwer am Anfang, ich hatte Angst etwas
verkehrt zu machen, denn obwohl ich sie ja in mir getragen hatte,
war sie nun auf einmal plötzlich da, ich hatte irgendwie schon
damals keine richtige Zeit mich innerlich darauf vorzubereiten. Ich
hatte ja noch Zeit nach meiner Rechnung ...
Vielleicht war das von Anfang an der Grund, das ich ihr immer mehr
eine Freundin als eine Mutter war. Ich weiß es nicht ... aber ich
denke einfach das es daran lag...