damals ...

1987Ich weiß es noch wie heute, es war Anfang April ... lächel ..., wir wollten schon länger ein Kind und an diesem wunderschönen Tag ist es passiert. Es gibt bestimmt viele Frauen die sich an den Tag, an dem sie schwanger wurden erinnern können. Ich jedenfalls sehe ihn noch genau vor mir.

Im Juli wollten wir heiraten. Der Termin war schon bestellt, denn man braucht damals ewig bis man einen freien Standesamttermin bekam. Und so waren wir eigentlich schon zu dritt, als wir am 30. Juli 1986 vor die Standesbeamtin traten. Es gibt von diesem Tag kein Foto, heute bedaure ich das aber damals wollten wir die "etwas andere Hochzeit" ... lach ... eben wie alles bei uns etwas anders gelaufen ist...

Wir haben ohne Polterabend, ohne Gäste, ohne Eltern, ohne Brautkleid, ohne Blumen und auch ohne Ringe geheiratet. Wir wollten auch keine Rede, aber die konnte sich die Dame nicht verkneifen und sie sah uns am Ende wirklich mitleidig an. Ich habe ihr angesehen das sie unserer Ehe keinen langen Bestand gab.
Aber wir wollten es genau so - es war unser Tag. Meinen Ehering habe ich bekommen, den haben wir von einer russischen Bekannten abgekauft und er war mir jahrelang viel zu groß. Aber es gab damals eben einfach kein Gold. Und so trage ich ihn noch heute, einen schmalen Reif aus rötlichem russischen Gold...

Unsere Hochzeitsreise ging nach Budapest, mit dem Flieger - es war mein erster Flug überhaupt in meinem Leben und ich hatte Angst ohne Ende. Ich habe die ganze Zeit geheult wie ein Schlosshund, ich dachte immer, was kann das Kind dafür ...
Wir hatten 2 Wochen eingeplant und die Heimreise sollte mit dem Zug gehen, für den man auch Platzkarten ergattern musste, es war schon recht abenteuerlich. Nach einer Woche hatten wir kein Geld mehr... man durfte ja nur begrenzt Forint tauschen und die langten eben nicht länger. Was sollten wir nun tun, wir mussten ja noch eine Woche aushalten. Mein Mann kannte damals dort eine Frau und die lies uns bei sich wohnen und so hatten wir doch eine recht interessante Hochzeitsreise ...

Es ging mir immer gut, ich hatte keinerlei Schwangerschaftsbeschwerden, nicht einmal war mir schlecht und ich habe mich in den neun Monaten immer gut gefühlt. Der Sommer verging, es wurde Winter und es war bitterkalt und ich fuhr mit der Bahn ins Krankenhaus zur Vorsorgeuntersuchung.
Das Kind hatte immer noch Steißlage, es wollte sich nicht drehen.
Aber ich hatte ja mindestens noch zwei Wochen Zeit bis zum Geburtstermin.

Tja und dann ging alles in einem rasanten Tempo, zu dieser Untersuchung stellte man plötzlich fest, das ich Wehen haben sollte...
Hatte ich nicht, wirklich nicht ...
Und dann sollte die Geburt eingeleitet werden und dabei wollten sie das Baby drehen. Ich glaube die Hebamme hat mir angesehen, das dies niemals funktioniert hätte, ich war einfach zu schmal. Und so übergab sie mich zum Schichtwechsel an ihre Kollegin und diese stellte auf einmal fest, das es dem Kind nicht gut geht und es sofort per Kaiserschnitt geholt werden müsste.

1988Im OP wurde ich nach den Namen gefragt, ja Mädchennamen hatten wir schon, innerlich wollte ich immer ein Mädchen haben, obwohl alle vorher zu mir gesagten hatten, das ich einen Jungen bekommen würde - ich hatte einen spitzen Bauch und der sollte eben einen Jungen zur Welt bringen. Aber wir waren uns einfach über einen Jungennamen noch nicht einig geworden.

Also habe ich gesagt, Jungennamen weiß ich noch nicht, der Narkosearzt hieß Steffen, aber den Namen wollte ich nicht und so fiel mir auf die schnelle einfach "Martin" ein ... - Cindy und Martin -
Als ich wieder aufwachte sagte man mir nach der Narkose: "Sie haben eine wunderschöne Tochter" - meine Antwort darauf war: "Das kann nicht sein, wir bekommen einen Sohn ... " und dann bin ich wieder eingeschlafen...

Nach 10 Tagen haben wir sie mit nach Hause genommen und sie war wirklich süß. Wie alle Eltern glaubten auch wir, dass wir das hübscheste Mädchen überhaupt hatten ...

Es war für mich sehr schwer am Anfang, ich hatte Angst etwas verkehrt zu machen, denn obwohl ich sie ja in mir getragen hatte, war sie nun auf einmal plötzlich da, ich hatte irgendwie schon damals keine richtige Zeit mich innerlich darauf vorzubereiten. Ich hatte ja noch Zeit nach meiner Rechnung ...

Vielleicht war das von Anfang an der Grund, das ich ihr immer mehr eine Freundin als eine Mutter war. Ich weiß es nicht ... aber ich denke einfach das es daran lag...

1989-1991